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AutorenbildWandermeile

Auffahrtstage, c'étaient magnifiques


Manchmal gibt es Momente oder Tage, die sind einfach perfekt. So empfinde ich diese vier Feiertage in Begleitung von Annerös, Alfred und Hanspeter. Nach zwei Tagen alleine unterwegs, freue ich mich wieder über Besuch. Anlikers reisen mit ihrem Campermobil an, das über diese Tage unser Stützpunkt sein wird.

Das Wetter stimmt, die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Es ist sommerlich warm und wir kommen beim Wandern ganz schön ins Schwitzen.

In diesen vier Tagen wandern wir von Les Brenets über La Brévine nach Les Verrières, weiter nach Ste. Croix und über den Le Suchet nach Vallorbe. Es sind lange, heisse Wandertage und wir sind jeden Abend froh, dass Etappenziel erreicht zu haben. Aber da ist noch lange nicht Feierabend! Es gibt noch jeden Abend eine mehr oder weniger aufwändige Rückfahrt zum Wohnmobil. Wir wählen Übernachtungsplätze in freier Natur. Anlikers schlafen im Bus und wir stellen unser Zelt daneben auf. So können wir auch den Luxus des Campers mitgeniessen. Sei das, essen am Tisch, bei der Abendkühle ein gemütliches Sitzen im Innern des Autos, das Kochen des Abendessens, den Kühlschrank und vor allem muss ich nicht mein ganzes Gepäck den ganzen Tag im Rucksack tragen.

Am Geburtstag von Annerös stehen wir direkt am Lac de Taillères: Abendsonne bis um 21.00 Uhr, ein spiegelglatter See, ein erfrischendes Abendbad, ein feines Essen, ein guter Wein: Kann das Leben noch schöner sein? Ja, es wird noch schöner am anderen Morgen: direkt aus dem Schlafsack, nackt rein in den kalten See. Naturgenuss pur! Auch ist der See unsere natürliche Dusche. In diesen vier Tagen haben wir kein Badezimmer von Innen gesehen.

In Ste. Croix fahren wir mit dem Auto auf den Mont de Baulmes. Wir geniessen die Aussicht über den Neuenburger- und Genfersee im Abendlicht und essen in der Alpwirtschaft Käseküchlein à discretion. Das Zelt stellen wir gleich neben der Alp auf die Wiese, der Camper steht unter einem grossen Baum und es schläft sich auch dort wunderbar. Das warme Licht der aufgehenden Sonne und das Summen von unzähligen Bienen lässt uns am Morgen schon früh Tagwacht machen.

Die Wanderungen führen uns durch parkähnliche Jura Landschaft, über weite Matten voller leuchtendem Löwenzahn, manchmal auch durch grosse Wälder direkt auf der Grenze zu Frankreich. Wir kommen vorbei an Bauernhöfen, durchqueren Weiden mit Kühen und erklimmen aussichtsreiche Gipfel. In kleinen Dorfläden kaufen wir jeweils Proviant für den Tag und können so regionale Produkte wie Käse, Honig, Konfitüre und Bier ausprobieren.

Auch so schöne Tage gehen vorbei. Auf dem Le Suchet verabschieden sich Anlikers, wandern ins Tal, holen den Camper in Ste. Croix, bringen mein Gepäck auf den Campingplatz von Vallorbe (dort werden sie zurecht gewiesen, dass Abfall deponieren verboten sei. Zum Glück spricht Annerös gut französisch und kann erklären, dass dieser Abfallsack Schlafsack, Zelt, Mätteli etc. enthält) und fahren danach heim.

Hanspeter begleitet mich bis nach Vallorbe und fährt mit dem Zug nach hause.

Ich begebe mich zum Campingplatz und freue mich auf eine Dusche und eine Waschmaschine. Das Zelt stelle ich unter stetiger Beobachtung von gelangweilten Campern auf. Schnell Handy an den Strom im Sanitärgebäude, dann duschen, Waschmaschine füllen und ab ins benachbarte Schwimmbadbeizli etwas essen. Eine Stunde später komme ich zurück auf den Platz und will mein Handy holen. Aber das ist nicht mehr da! Dass es gestohlen sein könnte, kommt mir da noch gar nicht in den Sinn. Nach so schönen Tagen passiert dies doch nicht! Ich frage auf dem Campingplatz nach, merke aber dass in der Zwischenzeit viele Camper abgereist sind und nur noch ganz Wenige auf dem Platz sind. Niemand hat etwas verdächtiges gesehen. Langsam aber sicher erwache ich aus meiner "alle Menschen sind gute Menschen" Welt und muss mir eingestehen, dass mein Handy weg und gestohlen ist. Ich darf ein Telefon brauchen, telefoniere heim und schlafe am Abend mit einem schalen Nachgeschmack ein.

Am Morgen melde ich das gestohlene Handy auf dem Polizeiposten. Dies ist für meine französich Kenntnisse doch eine ziemliche Herausforderung. Ich beschliesse nach Hause zu gehen, schnell vertraute Luft zu schnappen, mich wieder auszurüsten und dann wieder nach Vallorbe zu fahren und weiterzulaufen.

Ich weiss, dass ich auch selber schuld bin. Dies zeigte mir auch der Blick des Polizisten, als er fragte wo das Handy den gestohlen wurde. Ich werde in Zukunft probieren etwas vorsichtiger zu sein.!


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